Vor Kurzem fand im Steinbacher Bürgerhaus eine Schulung für 29 Lesepatinnen und Lesepaten sowie vier Springer-Paten statt. Eingeladen hatte der Steinbacher Bürger­selbsthilfeverein „die brücke“ e. V. Die Veranstaltung diente sowohl der Schulung als auch dem ersten Kennenlernen der Teilnehmenden.

Die stellvertretende Vorsitzende der brücke e. V., Gabriele Eilers, zeigte sich in Ihrer Begrüßung hoch erfreut über die große Resonanz und die Anzahl der ehrenamtli­chen Helfer, die sich bereit erklärten, an diesem Projekt mitzuwirken. „Mit so vielen Engagierten hätte ich ehrlich gesagt nicht gerechnet.“

Die Anwesenden stellten jedoch schnell fest, dass die Veranstaltung fest in weibli­cher Hand war, da der bisher einzige Lesepate, an diesem Nachmittag urlaubs­bedingt verhindert war. Alle Beteiligten würden sich über mehr männliche Lesepaten sehr freuen. Ein Einstieg ist noch möglich. Wichtiger als berufliche Qualifikationen sind ein gesunder Menschenverstand, eine große Portion Humor, Geduld und Motivation, um das Lesen des Patenkindes zu verbessern. Die Paten sollten auch gerne Vorlesen, Zuhören und Spielen sowie Pünktlichkeit und Ausdauer besitzen Die Leseförderung erstreckt sich über mindestens ein Schulhalbjahr und beträgt pro Kind und Woche ca. 30 Minuten.

Birgit Katona, Leiterin des Betreuungszentrums an der Geschwister-Scholl-Schule und Projektpartnerin ging in ihrer Vorstellung auf das Konzept ihrer Einrichtung und der Wichtigkeit von sinnentnehmendem Lesen ein. Viele Kinder benötigen mehr Unterstützung beim Leselernen, als sie aktuell erhalten. 180 Kinder in sechs Gruppen werden dort nach der Schule betreut. Sie und ihr Team werden gezielt die Familien ansprechen, wo sie deutlichen Bedarf sehen.

Die Vision hinter diesem Vorhaben der brücke e. V. stellte Tanja Dechant-Möller, eine der treibenden Kräfte dieses neuen Projekts, vor: „Die Lesepaten-Kinder lernen besser zu lesen sowie Texte zu verstehen und zu bewerten. Sie lernen es, weil Menschen ihnen Zuwendung und Aufmerksamkeit schenken, auf ihre Persönlichkeit und Interessen eingehen und ihnen ohne Zeit- und Notendruck Freude am Lesen vermitteln.“

Anschließend wurde die Wichtigkeit der Leseförderung aus verschiedenen Perspek­tiven beleuchtet:

  • Kognitiv betrachtet: Sprach- und Lesekompetenz wird vermittelt.
  • Pädagogisch gesehen: Kindern wird Wertschätzung und Selbstbewusstsein vermittelt.
  • Gesellschaftlich betrachtet: Kinder werden sozial und kulturell integriert.
  • Aus politischer Sicht: Es gibt den Kindern eine Chance, kein Kind bleibt zu­rück, und es sorgt für mehr Bildungsgerechtigkeit.
  • Wirtschaftlich gesehen: Die Förderung macht Heranwachsende fit für den Arbeitsmarkt und beugt Armut vor.
  • Einfach menschlich gesehen: Sie hilft den Kindern, ihren eigenen Weg zu finden.

Im weiteren Verlauf der Veranstaltung gab es noch einiges Organisatorisches zu klären, wie z. B. die Beantragung eines erweiterten polizeilichen Führungs­zeugnisses bei der Stadtverwaltung sowie die Verfügbarkeiten der einzelnen Paten. Auch wurde ein Belohnungs- und Motivationssystem für die Kinder vorgestellt und die Hilfsmittel, die im Betreuungszentrum vorhanden sind bzw. noch angeschafft werden. Abschließend erhielten die Paten zum Nachlesen und Vertiefen ein ausführ­liches Handout.

Bei dieser Gelegenheit wurde auch der Termin für ein Kennenlerncafé mit den künf­tigen Lesepatenkindern und deren Eltern auf den 9. Oktober im Betreuungszentrum der Geschwister-Scholl-Schule vereinbart. Hierauf freuen sich alle schon sehr.