Na ja, wir hatten uns ein bisschen mehr erwartet von der Seehundstation, es gibt eine kleine Ausstellung über Seehunde, die aber leider nur in polnischer Sprache beschriftet ist. Und mehrere Wasserbecken, in denen Seehunde schwimmen und auf ihr Futter warten.

Man kann hören, dass in einem anderen Bereich gerade einige junge Seehunde gefüttert werden, denn sie machen ein ziemliches Geheul, um so viel Fisch wie irgend möglich zu bekommen, deswegen nennt man junge Seehunde ja auch Heuler. Leider lässt man die Besucher aber an diesem Ereignis nicht teilnehmen und so fällt unser Aufenthalt in der Seehundstation eher kurz aus. Weiter geht es nach Danzig. Dort finden wir einen hübschen Campingplatz etwas außerhalb in einem Vorort namens Stogi, umgeben von Birkenwald und nahe der Danziger Bucht. Wir packen den Motorroller aus und machen einen ersten Kurztrip in die Stadt. Wow, Danzig ist wirklich eine Reise wert!

8. Mai: Wir lesen, dass die Innenstadt von Danzig gegen Ende des 2. Weltkriegs durch die Rote Armee fast komplett zerstört wurde. Davon ist heute nichts mehr zu sehen und vor allem: Dass die Gebäude nicht mehr original sind, ist überhaupt nicht wahrnehmbar. Der Wiederaufbau ist derart gelungen, dass man den Eindruck hat, die ursprünglichen Gebäude zu bewundern. Der Knaller ist der „Lange Markt“, eine Fußgängerzone von ca. 1 km Länge, die auf beiden Seiten von prachtvollen Hausfassaden und dem Rathaus gesäumt wird.

Die meisten Häuser sind in den verschiedensten Farben verputzt, das Neue Rathaus in der Mitte des Langen Marktes ist dagegen wieder schönste Backsteinarchitektur mit einem unglaublich verschnörkelten Turmaufsatz.

Die Häuser sind sehr hoch gebaut, mit fünf oder sogar sechs Stockwerken. Die Erklärung können wir auf einer Tafel nachlesen: Das Erdgeschoss diente den Kaufleuten als Kontor, also als Büro. Das erste Obergeschoss war der Wohntrakt und die darüber liegenden Geschosse dienten als Speicher. Diese hohen Häuser mit ihren bunten Fassaden setzen sich auch in den Nebenstraßen des Langen Marktes fort, das gibt einem einen Eindruck davon, wie reich die Stadt zu Hansezeiten gewesen sein muss.

Besonders schön ist es, dass die Stadt von zwei Kanälen durchzogen wird, an denen man wunderbar flanieren kann.

An einem von ihnen liegt eine nachgebaute Kogge, mit der heute Ausflugsfahrten angeboten werden. Natürlich konnten wir uns das nicht entgehen lassen und enterten das Schiff, das uns an die Westerplatte und zurück in die Stadt fuhr.

Wir lernen, dass auf der Westerplatte, einem Landvorsprung vor Danzig, die ersten Schüsse des 2. Weltkriegs durch das Schulschiff „Schleswig-Holstein“ auf das dortige Munitionslager der polnischen Armee abgefeuert wurden. Die dort stationierten polnischen Soldaten verteidigten das Depot allerdings so entschlossen, dass die Westerplatte erst nach 7 Tagen Beschuss erobert wurde.

Es war ordentlich windig, so dass wir dankbar dafür waren, dass die Lufttemperatur inzwischen etwas zugenommen hat, sie liegt jetzt so bei 16 bis 17° Celsius, was ohne Wind schon fast warm erscheint, aber wir waren doch etwas durchgefroren, als die Kogge wieder anlegte.

Zurück an Land geht’s erst mal in ein Cafe, um leckere Danziger Schokoladentorte zu genießen und uns wieder aufzuwärmen. Wie man an Thomas‘ Frisur sehen kann, hat es uns ganz schön durchgeblasen.

Was man auf dem Tisch sieht, ist ein großer Cappuccino – wir würden den als XXL bezeichnen. Wie wir schon bei anderen Restaurantbesuchen festgestellt haben, ist das Essen durchweg gut bis sehr gut und auch der Kaffee ist ausgezeichnet, das ganze bei sehr, sehr angenehmen Preisen, selbst auf dem Langen Markt in Danzig..

Am Abend gab es ein sehr schönes Essen in einem Danziger Fine-Dining Restaurant, wo wir das erste Mal auf dieser Fahrt Pieroggi probierten, die polnischen Teigtaschen, diesmal mit Wild-Füllung – sehr, sehr lecker! Wir sind sehr froh, unseren Motorroller dabei zu haben, der uns nach diesem Genuss schnell wieder zum Wohnmobil auf dem Campingplatz zurückbrachte.

Wir beschließen spontan, noch einen Tag auf dem Campingplatz zuzubringen, Wäsche zu waschen und ein bisschen auszuruhen, um die Erlebnisse der letzten Tage sacken zu lassen