Nachdem sich der Himmel gestern Abend mit Wolken bedeckt hatte, waren unsere Erwartungen ans heutige Wetter eher moderat – umso größer die Überraschung, als wir morgens bei strahlend blauem Himmel erwachten. Leider ist es trotz tagelangem Sonnenschein immer noch empfindlich kalt, am Morgen waren es irgendwo zwischen 3 und 5° Celsius – wir brauchen noch eine Weile, um uns daran zu gewöhnen.

Nachdem die letzten Tage wiederholt eine Überschwemmung in unserer Schublade unter der Spüle stattfand, wenn wir Wasser aus der Spüle abließen, beschlossen wir heute Morgen, dem Problem auf den Grund zu gehen und es zu  beheben, falls möglich. Es stellte sich heraus, dass eine Winkelverbindung zwischen Spüle und Wasserschlauch gebrochen war und das Wasser dort herausquoll, sobald Wasser aus der Spüle läuft. Mittlerweile haben wir eine Allzweckwaffe namens Panzer-Tape und die behob auch dieses Problem, die Bruchstelle wurde flächendeckend beklebt und schon hatte die Überschwemmung ein Ende.

Als wir fertig mit der Problemanalyse- und behebung waren, strahlte die Sonne immer noch vom Himmel und es war ein kleines bisschen wärmer, also setzten wir uns auf unseren Motorroller und fuhren zur örtlichen Attraktion, einer Wanderdüne, auch genannt die „polnische Sahara“. Wir hatten ja schon die Düne von Pilat an der französischen Atlantikküste besucht und wussten daher, dass der Aufstieg auf eine Düne etwas mühsam sein kann. Wir hatten allerdings nicht mit einer solchen Ausdehnung gerechnet, die wir in dieser polnischen Sahara vorfanden. Das Dünengebiet bedeckt eine Fläche von ca. 500 Hektar und ist bis zu 45 Meter hoch.

Der Sand ist fast weiß und unglaublich fein, man hat fast das Gefühl, auf einem Schneefeld unterwegs zu sein. Faszinierend ist es zu beobachten, wie der Sand durch den Wind in Bewegung gesetzt wird, man hat fast den Eindruck, ein lebendes Wesen zu beobachten. Die Düne bewegt sich pro Jahr ca. 12 Meter ostwärts und hat schon eine gesamte Ortschaft unter sich begraben. Das Ganze war ein tolles Erlebnis und wir hätten es wahrscheinlich noch etwas länger genossen, wäre da nicht dieser heftige, unglaublich kalte Wind gewesen. Wir kamen uns teilweise vor wie beim Skifahren. Deswegen flüchteten wir nach einem ausgiebigen Rundumblick wieder nach unten und in den Kiefernwald, durch den wir ca. 5 Kilometer zurück zum Parkplatz wanderten, wo wir unseren Motorroller abgestellt hatten. Zurück am Wohnmobil heizten wir erst mal ordentlich ein, um die Kälte aus den Knochen zu bekommen. Um  das Aufwärmen auch von innen zu unterstützen, gab’s einen leckeren Ostfriesentee mit Rum.

Aufklärung: Warum heißt unser Reisebericht eigentlich „Düse on Tour“? Die Erklärung ist einfach: Unser Wohnmobil heißt „Düse“, das kommt daher, dass wir schon seit über 35 Jahren mit gemieteten Wohnmobilen in den Urlaub fahren und uns immer wieder begeistert waren, wie unkompliziert und schnell man mit diesen Fahrzeugen durch die Gegend düsen kann. Daraus entwickelte sich die Bezeichnung „Düse“ für die Wohnmobile, mit denen wir unterwegs waren, und natürlich heißt auch unser eigenes Wohnmobil so. Das dokumentieren wir durch den Namen vorn über der Fahrkabine und auch nochmal auf dem Heck.

Und der Roller auf dem Foto fährt in der Heckgarage mit. Er bringt uns zum Einkaufen oder in die schmalen Gassen von Städten, in die wir mit dem Wohnmobil lieber nicht mehr fahren.

Schön war’s in Leba, am 6. Mai geht es weiter auf die Halbinsel Hel, die ungefähr 30 Kilometer in die Danziger Bucht hineinragt. Die Fahrt geht wieder durch lange Alleen, die inzwischen auch wieder nachgepflanzt werden, wenn Bäume gefällt werden müssen. Wir fahren bis ans Ende der Halbinsel und suchen uns einen Stellplatz direkt in Hel. Dort sehen wir das erste Mal so richtig, wie ein Campingplatz eines polnischen Badeortes aussieht – die Wohnwagen stehen so eng nebeneinander, dass man kaum Raum dazwischen hat. Im Ort Hel ist jeder freie Platz und jede Wiese zum Bezahl-Parkplatz umgewidmet, das gibt einem eine Vorstellung davon, wie es hier in der Hauptsaison zugehen muss.

Wir finden trotzdem einen kleinen Parkplatz neben einer Düne, auf dem wir ruhig stehen können und machen einen Spaziergang zum örtlichen Leuchtturm, der sich – anders als die bisher besuchten Leuchttürme – im Wald versteckt. Auch in Hel finden wir viel Backsteinarchitektur, die entweder noch erhalten oder nach dem Krieg wieder aufgebaut wurde. Hier eine ehemalige evangelische Kirche, die inzwischen in ein maritimes Museum umgewandelt wurde. Der schwarze Holzturm ist typisch für die Kirchen in dieser Gegend, wir finden ihn immer wieder. Wir beschließen den Tag mit einem Fischessen in einer „Piratenkneipe“ und beschließen, am nächsten Tag die Seehundstation von Hel zu besuchen, wo kranke und verletzte Seehunde aufgepäppelt werden.