Abfahrt vom Danziger Campingplatz und erst mal einen Abstecher auf die andere Seite der Stadt gemacht, wo wir uns einen Shopping-Anfall genehmigten. Ruth brauchte noch eine wärmere Jacke für Lappland und Nord-Norwegen und Thomas ein Paar Badeschlappen für die Dusche auf dem Campingplatz. Also rein ins Outlet und eine Stunde später mit erfolgreich gefüllter Tragetasche wieder zurück ins Wohnmobil. Warme Jacke, Badeschlappen und noch ein paar Dinge mehr um günstiges Geld erstanden – was will man mehr?
Los geht es in Richtung Masuren, mit einem ersten Stop in Malbork, das früher Marienburg hieß und berühmt ist für seine Burganlage, die ab dem 13. Jahrhundert von den Deutschordensrittern erbaut worden war. Wir hatten großes Glück und bekamen einen Parkplatz direkt gegenüber der Burg, von wo aus wir ein erstes Foto machen konnten.
Die Anlage ist riesig, sie besteht aus einer Vorburg, wo die früheren Wirtschaftsgebäude und Stallungen und eine Kirche liegen, der Mittelburg, die von den Ordensbrüdern als Wohn- und Arbeitsburg genutzt wurde und der Hochburg, die vom Hochmeister des Deutschordens bewohnt wurde und Repräsentationszwecken diente. Die Burg ist angeblich die größte Backsteinburg der Welt und die drittgrößte Burganlage weltweit.
Wir bekamen erklärt, wie die Mauern gebaut wurden, das Fundament besteht aus großen Findlingssteinen, hauptsächlich Granit, die bis auf eine Höhe von ca. 2 Metern aufgebaut wurden und darüber wurde eine 4-schichtige Backsteinmauer errichtet, an der 32 Menschen gleichzeitig arbeiten mussten, um die komplizierte Verbindung der Backsteine herbeizuführen, die für die große Festigkeit der Mauern sorgt. In einem Jahr konnte eine solche Mauer 2 bis 3 Meter hoch gebaut werden – kaum vorstellbar, wie viele Menschen gleichzeitig arbeiten mussten, um diese hohen Mauern und Türme zu errichten.
Wir hatten empfohlen bekommen, einen Audio-Guide zu nehmen, den es auch in deutscher Sprache gibt. Dieser Empfehlung folgten wir und waren sehr froh darüber, denn erst durch die Erklärungen konnten wir die Einzelheiten der Burg richtig verstehen und würdigen. Eine bloße Besichtigung hätte uns nicht dieselben Einsichten in das Leben und Wirken des Deutschordens in Malbork ermöglicht.
Die Burg ist nicht nur riesig, sie ist auch innen wie außen wunderschön anzuschauen. Größe und Einrichtung der Küche für die Hochburg ist beeindruckend.
Hinzu kommt, dass es sogar eine Art Speiseaufzug gab, um die fertigen Gerichte von der Küche in den weiter oben liegenden Speisesaal zu transportieren.
Die Hochburg, in der der Hochmeister residierte, hatte sogar eine Heizungsanlage, die ähnliche wie die römischen Fußbodenheizugen funktionierte – durch einen großen Ofen erhitzte Luft wurde durch Röhren in den Fußboden der wichtigsten Räumlichkeiten geleitet und heizte durch Öffnungen im Boden dann diese Räume von unten.
Die Marienburg wurde in verschiedenen Kriegen immer wieder teilweise zerstört und anschließend wieder aufgebaut, das letzte Mal im 2. Weltkrieg. Die spätere Restaurierung war so sorgfältig und detailliert, dass man heute nur noch durch leichte Farbunterschiede der Backsteine erkennen kann (wenn man sich Mühe gibt), welches die Original-Backsteine sind und welche später hinzugefügt werden mussten.
Die diversen Restaurierungsarbeiten sind sehr ausführlich in einer Ausstellung dokumentiert, die erahnen lässt, mit welcher Akribie man sich dabei alte Zeichnungen und Bilder als Vorlage nahm, um die Restaurierung so authentisch wie möglich zu machen. Und wir fanden sie sehr gelungen.
Dieses Bildnis ist übrigens der Grund warum die Marienburg so heißt:
Es besteht aus deinem Steinrelief, das mit Mosaik belegt wurde und ist über 8 Meter hoch. Es gibt noch viele andere Marienbildnisse in der Burg aber dies hier ist das größte.+
Nach über drei Stunden verließen wir ziemlich erschöpft und voller Eindrücke die Burg und gingen zurück zu unserem Wohnmobil. Da uns der Campingplatz und die Stellplätze in Malbork nicht gefielen, fuhren wir weiter nach Elblag, der früheren Hansestadt Elbling, die wir in einem kurzen Spaziergang erkundeten und dann nach Frombork, dem früheren Frauenburg, das wieder an der Ostseeküste liegt.