Da der Stellplatz direkt neben der Bahnlinie liegt, wachen wir relativ früh vom Zuglärm auf. Nach dem Frühstück machen wir uns an die Erkundung von Stargard, das eine sehr lange Geschichte aufzuweisen hat, aber leider in diversen Kriegen immer wieder zerstört wurde. Aber einige alte Gebäude lassen noch erahnen, dass Stargard eine hübsche und vor allem auch reiche Stadt gewesen sein muss. Entlang der Stadtmauer finden wir einige Schilder, auf denen detailliert die Einnahme der Stadt durch die schwedische Armee im 17. Jahrhundert beschrieben ist. Und auch hier die verschnörkelte Fassadenverzierung, die uns schon in Stettin aufgefallen war.

Heute, am 3. Mai, ist polnischer Nationalfeiertag und viele Menschen strömen in die Marienstiftskirche, eine riesige gotische Backsteinkirche, wohl die größte in Pommern, die vom 13. bis ins 15. Jahrhundert erbaut wurde. Zu unserer Überraschung steht vor dem Haupteingang ein Zug polnischer Soldaten in Habacht-Stellung, der wenig später tatsächlich mit präsentiertem Maschinengewehr und aufgepflanztem Bajonett in die Kirche einzieht, um am Gottesdienst teilzunehmen. Etwas schockiert verlassen wir die Kirche wieder, die uns aber insgesamt gefallen hat weil sie – anders als viele andere Backsteinkirchen – innen schön hell ausgemalt war.

Nach diesem Stadtrundgang beschlossen wir, an die pommersche Ostseeküste weiterzufahren, zunächst nach Kolobrzeg, dem ehemaligen Kolberg. Dort war allerdings aufgrund des Nationalfeiertags richtig was los und wir brauchten einige Zeit, um einen Parkplatz für unser Wohnmobil zu finden. Dann marschierten wir los Richtung Westerplatte und dem Hafen, in dem einige nachgebildete Koggen und „Piratenschiffe“ liegen, auf denen man kurze Fahrten auf die Ostsee unternehmen kann. Wir hatten allerdings keine Lust darauf, weil es trotz des schönen Wetters immer noch ziemlich kalt war. So umrundeten wir den Leuchttum, schlenderten noch etwas die Strandpromenade entlang und kehrten zum Wohnmobil zurück.

Da wir in Kolberg keinen Camping- oder Stellplatz fanden, den wir ansprechend fanden, fuhren wir anschließend weiter nach Ustka, einem kleinen Badeort an der pommerschen Ostseeküste, wo wir gegen 19 Uhr ankamen und uns einen Standplatz suchten. In einer ruhigen Seitenstraße, nicht mehr als 200 Meter vom Strand entfernt, richteten wir uns nach einem kurzen Spaziergang für die Nacht ein.

Nach einer ruhigen Nacht wurden wir am 4. Mai von der Müllabfuhr geweckt, die direkt neben uns den gelben Sack aufsammelte und dabei einen erstaunlichen Lärm machte. Ein herrlicher Morgenlauf, zuerst auf dem Küstenweg und zurück direkt am Meer stimmte uns auf den Tag ein. Nach dem Frühstück brauchten wir etwas mehr Zeit als gedacht, um unsere Erlebnisse und Eindrücke der letzten Tage aufzuschreiben, um allmählich wieder a jour zu kommen. Kommt halt davon, wenn man nicht jeden Tag gleich dokumentiert – in Zukunft werden wir das anders machen (mal sehen wie lang der gute Vorsatz hält).

Weiter gings von Ustka über die Landstraße und unzählige kleine Ortschaften in Richtung Leba, einem weiteren Badeort an der pommerschen Küste, allerdings mit einer Besonderheit, die wir am nächsten Tag besuchen wollen. Die Fahrt war ein kleiner Vorgeschmack auf die vielen Kilometer, die wir noch auf den Landstraßen zubringen werden: Einerseits wunderbare Alleen, andererseits so eng, dass man Angst bekommt, mit dem Wohnmobil die Bäume zu rammen, wenn man brav auf seiner Spur bleibt. Also lieber eher in der Mitte der Straße fahren und bei Gegenverkehr – der sich glücklicherweise im Rahmen hält – nach rechts fahren und langsam tun. Eines wird uns allmählich klar: Ähnlich wie auf Sizilien kommt man hier maximal mit 60 km pro Stunde vorwärts – müssen wir uns dran gewöhnen und es bei der weiteren Etappenplanung berücksichtigen.

Gegen 17.30 Uhr kommen wir in Leba an und suchen uns den sehr ansprechenden Campingplatz Morski zum Übernachten aus. Genug Platz ist vorhanden und so können wir uns die Parzelle aussuchen, die uns am besten gefällt. Trotz der kühlen Temperaturen – es hat nicht mehr als 7° Celsius Lufttemperatur – packen wir den Motorroller aus, um damit ins Städtchen zum Abendessen zu fahren. Es sind zwar nur 2,5 Kilometer Fahrt, aber wir kommen total durchgefroren am hübschen Restaurant Zatoka Aniolow an, das wir uns per Tripadvisor ausgesucht hatten. Wir bestellen uns Fischsuppe als Vorspeise und gebratenen Fisch beziehungsweise schlesische Klöße als Hauptspeise. Das Essen ist so üppig, dass leider kein Nachtisch mehr reinpasst – und sehr gut. Wir freuen uns schon jetzt auf weitere Begegnungen mit der polnischen Küche.