Wir hatten vier ruhige Tage auf dem Campingplatz Rauhalahti in Kuopio verbracht, mit Laufen, Schlafen, Lesen, Reisebericht-Schreiben und gelegentlichen Motorroller-Ausflügen

Unter anderem zum örtlichen Prisma-Markt, einen Supermarkt, der wirklich keinerlei Wünsche offenlässt. Wer den Globus in Eschborn für einen großen Supermarkt hält, der ein reiches Sortiment bietet, wird hier eines Besseren belehrt. Im Prisma gibt es einfach alles!

Vor allem gibt es wirklich gute Lebensmittel, allen voran der Fisch und das Fleisch, aber auch Obst und Gemüse sind von sehr guter Qualität. Wir kauften uns Entrecote vom finnischen Bullen, das so gut abgehangen und geschmackvoll war, wie wir es in Deutschland nur selten bekommen und wenn, dann zu einem wesentlich teureren Preis. Käse dagegen gibt es auch in sehr guter Auswahl, aber deutlich teurer als in Deutschland – liegt vielleicht schon an den zusätzlichen Transportkosten in den Norden, denn die meisten Käse, die wir bislang gekauft haben, kamen aus Frankreich oder Deutschland.

Und man merkt, dass die Finnen eine Outdoor-Nation sind, denn die Camping-Artikel, die man im Prisma erstehen kann, sind zahlreich und teilweise neu für uns. So einen Gasgrill zum Beispiel hatten wir in Deutschland nicht gefunden:

Wir rangen schwer mit uns, ob wir ihn nicht gleich mitnehmen sollten. Einzig die offene Frage, ob noch genügend Platz in unserer Heckgarage aufgetrieben werden könnte, um ihn unterzubringen, hielt uns davon ab.

Bei einem der Morgenläufe hatte Thomas das Warn-Schild gefunden, über das wir uns schon auf der Schärenringstraße königlich amüsiert hatten:

Aber wir waren nie dazu gekommen, es auch zu fotografieren, hier war nun endlich die Gelegenheit. Auf den Schären stand dieses Schild vor jedem Fähranleger mindestens einmal: Achtung, langsam fahren und rechtzeitig anhalten, sonst macht das Auto einen Köpper (Kopfsprung)! Das muss ja wohl gelegentlich passiert sein, sonst gäbe es diese Schilder nicht – lustige Vorstellung.

Am 21. Juni fühlten wir uns gut ausgeruht und machten uns wieder auf den Weg Richtung Norden. Wir landeten wieder mal auf einem ausgesprochen hübschen Stellplatz an einem See in Lapinlahti, ungefähr 70 Kilometer nördlich von Kuopio. Dort hatte es einen ausnehmend schönen Strand und wir teilten uns den Parkplatz nur mit einem weiteren Wohnmobil und einem Van, es war also sehr ruhig und unser Düse hatte einen direkten Blick auf den See.

Ruth ging schwimmen und stellte fest, dass der See ziemlich flach sein muss, denn das Wasser war noch wärmer als im Myllyjärvi und sie konnte auch noch nach einer Weile rausschwimmen mit den Füßen den Grund erreichen. Aber trotzdem konnte sich Thomas nicht dazu erweichen lassen, auch ins Wasser zu gehen – für ihn müssten Luft und  Wasser wahrscheinlich nochmal ungefähr 5 Grad wärmer sein, damit er Lust bekommt, ins Wasser zu gehen.

Da die üblichen abendlichen Boulevardcruiser hier ausblieben, die wir an anderen finnischen Orten erlebt hatten, verbrachten wir einen ausgesprochen ruhigen Abend am See und hatten eine genauso ruhige Nacht.

22. Juni

Es ging weiter, zunächst nach Iisalmi, wo wir die örtliche Brauerei Olvi besuchen wollten, genauer gesagt, ihre Brauerei-Gaststätte, neben der das kleinste Restaurant der Welt steht:

Das laut Brauerei-Website genau zwei Sitzplätze im Innenraum hat und nochmal zwei auf der Veranda davor. Leider wird es nur auf Vorabbuchung geöffnet, so dass wir es innen nicht anschauen konnten, aber wir fanden es trotzdem witzig.

Wir aßen einen ausgesprochen leckeren Pulled-Pork-Burger auf der Terrasse der Brauereigaststätte Olutmestari, deutsch: Braumeister, die sehr schön an einer Marina gegenüber der Brauerei liegt. Thomas entdeckte auf der anderen Seite der Marina ein Kunstwerk, das aus einem ausgemusterten Braukessel zu bestehen schien und wollte es unbedingt fotografieren:

Jetzt hatte sich der Himmel dick bewölkt und wir spürten erste Regentropfen, so dass wir schauten, schnellstens zum Düse zurückzukommen, bevor der Regen richtig einsetzte. Nach einem kurzen Abstecher zum gegenüberliegenden Lidl-Markt, wo wir frischen Salat erstanden, sollte es weitergehen Richtung Norden, nach Hiilimutki, dem nächsten Campingplatz, auf dem wir über die Mittsommer-Feiertage bleiben wollten.

Da der Regen schnell wieder nachließ, machten wir einen weiteren Abstecher zu einer karelisch-orthodoxen Kirche, deren Besichtigung in unserem WoMo-Führer ausdrücklich empfohlen wurde. Und wir bereuten es nicht, denn die Kirche ist zwar von außen etwas unscheinbar, dafür aber innen umso interessanter ausgestaltet

Dies ist wohl typische, ursprüngliche karelische Kirchenkunst in einem ganz speziellen Stil, den man nur in Karelien findet. Zusätzlich war die Kirche mit zahlreichen Ikonen geschmückt, hier nur zwei Beispiele:

Irgendwie machte diese Kirche mit ihren Malereien und ihrem besonderen Licht einen richtig fröhlichen Eindruck auf uns und wir waren froh, der Empfehlung unseres Führers gefolgt zu sein.

Am Nachmittag trafen wir dann am Campingplatz in Hiilimutka ein, wo wir extrem freundlich und zuvorkommend empfangen wurden. Wie schon bei unserer telefonischen Nachfrage mitgeteilt gab es wirklich noch viele freie Stellplätze und wir durften uns wieder einfach einen aussuchen. Die waren alle schön und so nahmen wir den erstbesten, richteten uns schnell ein und machten einen kleinen Rundgang über den Platz, um uns alles anzuschauen. Diesmal gab es zwei Saunen, eine für Frauen, die andere für Männer, so dass wir sogar parallel saunieren können würden, da freuten wir uns schon drauf.

Auf dem Weg zurück zum Wohnmobil spürten wir erste Regentropfen und kaum waren wir drin, pladderte es los – aber wie! Ein wahrer Regenschwall ergoß sich über uns, aber nach einer Stunde war schon wieder alles vorbei und einige Zeit später klarte der Himmel auf. Am späten Abend, genauer gesagt kurz nach 23 Uhr, gab es einen traumhaften Sonnenuntergang über dem See

Aber was danach folgte, war eher alptraumhaft. Wir hatten auf dem Campingplatz ein Paar aus Neuss getroffen, das schon eine Nacht hier verbracht hatte und die Frau hatte sich über die Mückenplage beschwert. Das war nicht übertrieben, denn in der Nacht wurden wir überfallen von Myriaden von Moskitos, die irgendwie den Weg in unser Wohnmobil fanden. Zuerst dachten wir, wir hätten beim Raus- und Reingehen einfach viele von ihnen mitgebracht, aber nach ungefähr 100 erschlagenen Moskitos und immer noch kein Ende sahen wir ein, dass sie auch ohne unser Mittun Wege ins Wohnmobil fanden. Also klebte Ruth sämtliche Lüftungseingänge mit Panzertape ab, die wir finden konnten, über dem Kühlschrank, in der Toilette, die Schlitze von der Dachklimaanlage – aber das half nichts, die Viecher kamen weiterhin, keine Ahnung wie. Wir waren praktisch die ganze Nacht damit beschäftigt, uns ihrer Angriffe zu erwehren und sie zu erschlagen, an Schlaf war nicht zu denken.

23. Juni

Am frühen Morgen war klar: Hier können wir nicht bleiben. Als es richtig hell und draußen warm war, ließ der Strom der Eindringlinge allmählich nach und wir konnten noch ein kleines bisschen Schlaf nachholen, allerdings immer wieder unterbrochen von diesem nervigen Sirren über unseren Köpfen. Also packten wir nach einem schnellen Frühstück unsere Siebensachen zusammen und erklärten den Campingplatzbetreibern, dass wir angesichts dieser Mückenplage die Flucht ergreifen müssten. Sie waren verständnisvoll und erstatteten uns die bereits bezahlten drei Nächte zurück, die wir nicht mehr in Anspruch nehmen würden. Wenigstens etwas!

Unser Plan war, ans Meer zurückzukehren, wo es kühler sein, die Mücken nicht so viel stehendes Wasser für ihre Brut finden und der Wind ihre Bewegungsfreudigkeit eindämmen würde – hoffentlich! Thomas fand bei Park4Night, einer App, die wir schon dauernd nutzten, einen Stellplatz bei einer Marina in Himanka, einem kleinen Ort am bottnisches Meerbusen, ungefähr 80 Kilometer südlich von Oulu. Den fanden wir auch ganz easy und er war so schön wie erhofft, es gab fast ebene Stellplätze mit freier Sicht auf den bottnischen Meerbusen,

eine saubere Toilette, ein Grillhäuschen mit einer tollen Feuerstelle und sogar eine Tiefkühltruhe mit frischem Fisch, den man nehmen und das Geld dafür einfach in einen Briefkasten einwerfen konnte.

Wir kauften uns eine Portion Lachs, der erst am Vortag gefangen und verarbeitet worden war (das war auf der Packung vermerkt) und den wir mit Rösti und ein bisschen Salat verspeisten. Er war so köstlich, dass man keinerlei Gewürz dazu brauchte!

Hier verbrachten wir die Mittsommerfeiertage, das heißt Samstag, den 24. und Sonntag den 25. Juni bei eher schlechtem Wetter. Am Freitag hatte es auf der Herfahrt zum Teil in Strömen geregnet und auch am Samstag nieselte es immer mal wieder, die richtige Mittsommer-Feierstimmung kam da nicht auf. Egal, wir spielten eine finnische Volksmusik-Playlist auf Spotify, die versprach uns zu helfen, die finnische Seele besser zu verstehen. Im Lauf des Wochenendes bekamen wir auch noch ein paar Wohnmobil-Nachbarn, die allerdings am Sonntag wieder abreisten, während wir weiterhin abwarteten, dass das Wetter sich wieder bessert.

Thomas nutzte die Zeit, um endlich sämtliche Zeitungen zu lesen, mit denen er im Rückstand war und Ruth holte unseren Rückstand im Reisebericht auf, der durch die intensive, erlebnisreiche Zeit entstanden war. Und es gab wieder leckeres finnisches Essen, das wir in unserer tollen Wohnmobil-Küche zubereiteten.

Überhaupt – wir sind sehr zufrieden mit unserer Wohnmobil-Wahl. Die Ausstattung ist fast perfekt, vor allem unsere Lithium-Batterien mit dem Wechselrichter, der uns jederzeit 220-Volt-Strom produziert, waren eine sehr gute Wahl gewesen. Auch der Selfsat-Router, mit dem wir das WLAN im Wohnmobil erzeugen, leistet uns sehr gute Dienste. Und im Bad, obwohl klein, können wir alles machen, was wir sonst in unserem Riesenbadezimmer zu Hause tun, die Dusche funktioniert prima und mit dem eingebauten Boiler können wir jederzeit warmes Wasser erzeugen.

In den Längsbetten im Heck schlafen wir ausnehmend gut, obwohl es draußen jetzt nachts nicht mehr dunkel wird. Und was uns immer wieder total umhaut ist das Fassungsvermögen unseres Kellers! Wir haben einen Doppelboden im gesamten Wohnraum, der hoch genug ist, um 1,5 Liter-Getränkeflaschen aufrecht hineinzustellen und so groß, dass wir so viel Vorräte einlagern können, dass wir sie in den geplanten 6 Monaten unserer Reise wahrscheinlich nicht vollständig aufessen werden. Sogar für unsere Sodastream-Kartuschen fanden wir ein passendes Plätzchen, so dass wir uns jederzeit frischen Sprudel zubereiten können. Zu unserer Freude stellten wir fest, dass wir auch in Finnland beim Prisma-Markt Sodastream-Kartuschen tauschen können, also müssen wir nicht beim Sprudeln sparen.

Ach ja, a propos Sprudel: Auch der zusätzlich eingebaute Alb-Filter für das Trinkwasser war eine sehr gute Wahl, wir haben einen Schmutzpartikel-Filter am Schlauch, mit dem wir den Wassertank füllen und nochmals einen Nano-Filter hinter der Wasserpumpe vom Tank zu den Entnahmestellen, so dass wir bedenkenlos unser Wasser trinken können, egal woher wir es haben. Und es schmeckt definitiv sehr gut und auch der Kaffee schmeckt damit ausgezeichnet.