26. Juni

Gestern riss die Wolkendecke allmählich auf und das Wetter besserte sich, allerdings entstand auf dem Meer ein Nebel, der allmählich Richtung Land zog und alles in ein mystisches Licht tauchte.

Heute Morgen war dann auch der Nebel weg und unser Stellplatz lag im schönsten Sonnenschein

Es war zwar noch nicht warm, aber die Wärme kündigte sich schon an und es tat uns fast ein bisschen leid, diesen idyllischen Platz zu verlassen. Aber es zog uns weiter nach Norden und nach diesen Freisteh-Tagen wollten wir auch wieder die Einrichtungen eines Campingplatzes genießen. So fuhren wir die Küste des bottnischen Meerbusens entlang nach Norden bis nach Raahe, ungefähr 80 km südlich von Oulu. Dort hatten wir den Campingplatz SFC Lohenpyrstö gefunden, der ca. 4 km außerhalb des Ortes direkt am Ufer des bottnischen Meerbusens lag.

Wir hatten mittlerweile die Mitgliedschaft im finnischen Caravan-Vereinsclub SFC erworben, um von den erheblichen Mitglieder-Rabatten auf den angeschlossenen Campingplätzen zu profitieren, die alle jeweils durch einen Ortsverein betrieben werden. Die Mitglieder dieser Ortsvereine teilen sich den Betreuungs-Dienst für den Campingplatz, indem jedes Mitglied mehr oder weniger umfangreich „Platz-Dienst“ schiebt und im Gegenzug dafür eine sehr günstige Jahresgebühr für seinen Stellplatz auf dem Campingplatz bezahlt.

Dieses System hatte uns ein freundlicher Nachbar auf dem Campingplatz Mylly-Mäkelä erklärt und uns eine umfangreiche Broschüre gezeigt, die neben den Vereins-Campingplätzen auch viele andere finnische Plätze auflistet, die den Vereins-Standards entsprechen. Die Broschüre hatten wir in Kitee in einem Kiosk gefunden und gekauft und fuhren jetzt bevorzugt die SFC-Campingplätze an, so auch den Lohenpyrstö, wo wir ein paar Tage bleiben wollten, weil unter anderem auch mal wieder eine Ladung Wäsche gewaschen werden musste.

Auf der Fahrt von Himanka nach Raahe überraschte uns unser Auto mit einer nicht so schönen Meldung: Aktiver Abstands-Assistent ausgefallen und Aktiver Brems-Assistent mit eingeschränkter Funktion. Das wäre ja nicht so schlimm, denn beide Assistenten braucht man nicht unbedingt, das Auto fährt auch ohne sie. Aber der Tempomat, den man bei den schnurgeraden finnischen Straßen schon benötigt, um nicht dauernd in die Gefahr zu geraten, die erlaubte Geschwindigkeit zu überschreiten, hängt mit dem Abstands-Assistent zusammen und funktionierte auch nicht mehr. So ein Mist!!!

Wir entschlossen uns, nicht gleich in Panik zu verfallen, weil wir das Phänomen auch schon von anderen Autos her kannten. Oftmals verschwand die Meldung wieder, wenn der Motor eine Weile aus war und man ihn dann wieder startete. Also wollten wir die Sache erst mal beobachten und fuhren weiter nach Raahe.

Der Platz war sehr groß und nicht sonderlich stark belegt, nur in der Nähe des Wassers waren die Reihen dichter. Eine junge Frau von der Platz-Crew bot uns an, uns die zur Verfügung stehenden Stellplätze zu zeigen und fuhr mit dem Fahrrad voraus, so dass wir uns schnell für einen Platz entschieden und unsere „Stellung“ bezogen. Zu unserer Verwunderung baute kurz darauf ein finnischer Wohnwagen so dicht neben uns auf, dass wir nicht mal mehr unsere Markise hätten ausfahren können, und das auch noch mit ihrem Ausgang in unsere Richtung. Als wir sie ansprachen und ihnen erklärten, dass sie auf unserem Stellplatz ständen, meinten sie, die junge Frau hätte sie dort eingewiesen, zogen dann aber ein paar Meter weiter auf den nächsten Stellplatz um, aber immer noch mit dem Ausgang zu uns, so dass die ihre Stühle und Tisch auf unserem Stellplatz standen und die Privatsphäre für beide etwas eingeschränkt war – aber was soll’s. Vielleicht kommen wir ja so in engeren Kontakt mit finnischen Campern, wäre ja auch mal ganz nett.

Der Campingplatz war sehr professionell eingerichtet, es gab ein älteres Sanitärgebäude mit WCs und Entsorgungsmöglichkeiten und ein neues an der Rezeption mit ganz neuen WCs, großen und sehr komfortablen Duschen und sogar einem separaten Raum zum Zähneputzen und Fönen. Das nutzten wir natürlich ausgiebig.

27. Juni

Das Wetter war herrlich und so genossen wir die Sonne, bis es Ruth zu warm wurde und sie Richtung Wasser erkundete, wo man am besten Schwimmen gehen könnte. Wir hatten schon am Vortag gesehen, dass es einen Badesteg gab, wo man direkt in die Ostsee einsteigen konnte, aber das Wasser sah nicht wirklich sauber aus, deswegen zog sie es vor, an den etwas felsigen Strand weiterzulaufen, wo es sehr, sehr flach in die Ostsee ging.

Dadurch war das Wasser nicht wirklich kalt, allerdings musste sie ungefähr zweihundert Meter weit waten, bis es endlich tief genug war, um schwimmen zu können. Es war herrlich, gar nicht so kalt, wie vermutet und überraschenderweise überhaupt nicht salzig. Erst als es  tiefer wurde, konnte man allmählich kälteres Wasser spüren, aber nicht so kalt, dass das Schwimmen davon unangenehm geworden wäre. Später kam auch Thomas nach und wir aalten uns noch eine Weile im Wasser und in der Sonne, bis es uns zu warm wurde.

Allmählich verspürten wir auch einen kleinen Hunger und schwangen uns auf den Motorroller, um nach Raahe hinein zu fahren und eine Sushi-Bar aufzusuchen, die Ruth auf Google Maps gefunden hatte. Der Himmel bezog sich allmählich mit dunklen Wolken, aber davon wollten wir uns nicht aufhalten lassen.

Der Badeort Raahe wirbt mit einer alten Innenstadt mit gut erhaltenen Holzhäusern, wie sie typisch sind für die Region. Die fanden wir zwar, aber sonderlich malerisch oder gemütlich war es nicht. Die Sushi-Bar sah von außen auch nicht wirklich einladend aus, aber wir wurden nett empfangen und fanden ein riesiges Buffett vor, nicht nur mit Sushi, sondern auch mit diversen warmen asiatischen Gerichten, die wirklich lecker aussahen – und auch waren, wie sich herausstellte. Wir bedienten uns ausgiebig zunächst an der Sushi-Auswahl, die einfach sensationell war, und später auch noch an den warmen Gerichten, die uns schmeckten, aber nicht an die wirklich super-leckeren Sushi herankamen.

Zu unserem Bedauern fing es kurz nach unserer Ankunft an zu regnen, was uns zunächst völlig egal war, denn wir saßen im Restaurant ja wunderbar im Trockenen und Warmen. Der Regen steigerte sich dann aber zum Wolkenbruch und wollte auch nicht aufhören, als wir längst fertig waren mit Essen. Als es einigermaßen nachgelassen hatte, beschlossen wir nicht länger zu warten und stiegen wieder auf den Motorroller. Und da zeigte sich der Vorteil eines Motorrollers: Durch die Verkleidung vorne wurde Regen und Spritzwasser weitgehend abgehalten, so dass wir gar nicht so nass wurden, wie wir vermutet hatten. Was für eine gute Entscheidung, unseren Motorroller mitzunehmen!

29. Juni

Nach insgesamt 4 ruhigen Tagen auf dem Campingplatz Lohenpyrstö bei Raahe zog es uns weiter. Allerdings hatte sich die unangenehme Fehlermeldung, die auf der Herfahrt aufgetaucht war, leider nicht von selbst verflüchtigt und der Tempomat funktionierte weiterhin nicht. So entschlossen wir uns, die nächste Mercedes-Werkstatt aufzusuchen, die wir vorsichtshalber schon im Internet recherchiert hatten. So fuhren wir ungefähr 40 km zurück Richtung Süden nach Kokkola, wo sich eine autorisierte Mercedes-Werkstatt befinden sollte.

Dort angekommen, fanden wir einen sehr freundlichen Service-Berater für Nutzfahrzeuge vor – denn unser Sprinter fällt nicht mehr unter die Kategorie PKW – der sich unseres Problems sofort annahm. Die Fehlermeldung wurde aufgenommen und ein Monteur begann sogleich mit der Suche nach der Ursache. Uns wurde bedeutet, in einer kleinen Lounge Platz zu nehmen, einen Kaffee zu holen und auf die Behebung des Problems zu warten. So zuvorkommend waren wir damals in der Bretagne beim Motorschaden unserer A-Klasse nicht behandelt worden!

Ungefähr eine Stunde später kam der Service-Berater zu uns und erklärte, dass die Kamera in der Frontscheibe, die für die beiden Assistenten „zuständig“ ist, falsch justiert gewesen sei und sie hätten das behoben. Auf unsere Frage nach der Rechnung teilte er uns mit, dass das eine Garantieleistung sei und wir nichts bezahlen müssten. Wow – so wünscht man sich das! Wir hatten zwar auch angenommen, dass dieser Fehler unter die Garantie fallen müsste, rechneten aber damit, dass wir die Behebung bezahlen und uns das Geld vom Händler in Deutschland zurückholen müssten. So wie es nun lief, war es uns natürlich viel lieber.

Also ab Richtung Norden, nach Tervola, wo der nächste SFC-Campingplatz sein sollte, SFC-Camping Napapiiri bei Tervola am Zusammenfluss von Kemijoki und Vähäjoki. Der Kemijiko ist einer der größten Flüsse Finnlands und an dieser Stelle schon eher ein See als ein Fluss.  Für die Anfahrt wählten wir nicht die übliche Rennstrecke über die E75, die viele Nordkapp-Fahrer benutzen, sondern bogen bei Oulu von der Hauptroute nach Kiiminki ab, wo unser Finnland-Führer den Besuch eines Naturparks rund um die Stromschnellen des Kiiminkijoki empfahl.

Und wieder mal zahlte es sich aus, den Empfehlungen des Führers zu folgen. Wir fanden einen tollen Parkplatz vor, von dem aus ein schön angelegter Pfad zu zwei Hängebrücken über den Fluss und auf einige Inseln führte, die sehr malerisch im Fluss lagen.

Das war ein wunderschöner Spaziergang und wir hätten uns auch vorstellen können, hier noch länger zu bleiben, wenn da nicht das Steinzeit-Dorf gewesen wäre, das noch einige Kilometer weiter liegen sollte und das wir unbedingt besuchen wollten. Also ging es weiter zum Kierikki Steinzeitdorf bei Yli-li – lustige Ortsnamen haben die hier!

Als wir ankamen, standen wieder sehr dunkle Wolken am Himmel und es donnerte hin und wieder, so dass wir uns unsicher waren, ob es schlau wäre, jetzt noch einen Besuch zu wagen. Ein Blick auf die Wetterkarte sagte uns allerdings, dass am nächsten Tag eher schlechteres Wetter sein würde uns so setzten wir darauf, dass wir wieder Glück haben würden und marschierten los. Zunächst ging es ungefähr 500 Meter durch einen sumpfigen Wald, in dem Wollgras wuchs – und endlich fanden wir hier auch die berühmten Moltebeeren, von denen die Finnen so schwärmen.

Diese Beerensträucher wachsen nur in sumpfigen Gebieten und mit ausreichend Sonne und sie sind wohl ziemliche Primadonnen, das heißt, sie sind zum einen anspruchsvoll, was ihren Standort betrifft und zum anderen liefert jede Pflanze nur eine Beere. Die sind zunächst gelb, werden dann rot und sind aber erst reif, wenn sie ihre Farbe in ein leuchtendes Orange verwandelt haben. Leider fanden wir keine orangefarbenen, so dass wir nicht sagen können, wie die reife Beere frisch vom Strauch schmeckt. Als Marmelade oder Relish bekamen wir sie bisher ein paarmal serviert und fanden sie lecker, aber auch nicht mehr als Blaubeeren oder Himbeeren. Aber vielleicht muss man die reife, frische Moltebeere probieren, um ihren Geschmack wirklich beurteilen zu können.

Am Ende des Waldes fanden wir ein Brückchen, das über ein kleines Gewässer auf eine Halbinsel führte, auf der das Steinzeitdorf aufgebaut war. Gleich daneben schwammen zwei offensichtlich von Hand gefertigte Kanus oder Einbäume im Wasser.

Als wir ankamen, erhob sich ein junger, sehr authentisch in Felle gekleideter junger Mann, der sich als Besucher-Betreuer herausstellte. Er erklärte uns, dass das Dorf ursprünglich nicht an dieser Stelle gestanden sei, sondern einige Hundert Meter weiter am Flussufer, aber dass die für den Wiederaufbau gewählte Stelle ziemlich typisch sei für Ansiedlungen in der Steinzeit. Er erläuterte, dass es jedes Jahr weitere Ausgrabungen an der eigentlichen Fundstelle gebe und auch dieses Jahr – genauer gesagt im nächsten Monat – wieder eine Gruppe Archäologiestudenten kämen, um weiter daran zu arbeiten.

Es gab eine Ansammlung von Häusern, die alle in einer Reihe standen und mit einem überdachten Gang mit einander verbunden waren. Der Betreuer erklärte, dass sie aus den Funden in den Ausgrabungen auf die Bauart der Häuser schließen konnten und auch Hinweise auf diese Verbindungsgänge gefunden worden seien, so dass diese Häuser als eine Art Vorgänger der späteren Langhäuser der Wikinger betrachtet werden könnten.

Die Häuser waren aus Holzstämmen gebaut und mit einer raffinierten Beschichtung aus Birkenrinde versehen, die die Dächer und Wände ziemlich wasserdicht macht. Auf den Dächern wurde zusätzlich noch Schilfgras oder Moos/Grassoden angebracht, um sie zu isolieren. Im Inneren gab es eine Feuerstelle und die diversen Häuser zeigten verschiedene Varianten, wie man in der Steinzeit für einen Rauchabzug im Dach gesorgt haben könnte. Der Betreuer erklärte uns, dass man aus den Ausgrabungen zwar Schlussfolgerungen ziehen konnte, wie die Häuser gebaut wurden, aber aufgrund der Verrottung der natürlichen Materialien in den –zigtausenden von Jahren seit der Steinzeit konnte natürlich die Dachform nicht eindeutig ermittelt werden.

Außer den Häusern gab es noch Pferche für Tiere und ein Art halboffener Hütte mit einer großen Feuerstelle und Sitzgelegenheiten davor. Der Betreuer zeigte uns verschiedene handwerkliche Tätigkeiten, die man in diesem Bereich nachvollziehen konnte, unter anderem die Herstellung von Schmucksteinen. Auf unseren Einwand, dass die Menschen in der Steinzeit wohl keine Zeit für die Herstellung von Schmuckstücken gehabt haben könnten, weil sie ihre Zeit darauf verwenden mussten, für ihr Überleben zu sorgen, erklärte er uns, dass man ausgerechnet habe, dass diese Menschen ungefähr 6 Stunden täglich für Arbeiten für ihren Lebensunterhalt aufgewendet haben und somit durchaus genügend Zeit für Freizeit und Kultur hatten.

Das fanden wir erstaunlich, das bedeutet ja eine 42-Stunden-Woche, also nicht sehr viel mehr Zeit als wir heutzutage für unseren Lebensunterhalt arbeiten. Er ermunterte uns dazu, eine handwerkliche Technik auszuprobieren und Ruth beschloss, sich in der Herstellung von Schmucksteinen zu versuchen. Er gab ihr einen flachen Kiesel und zeigte ihr, wie sie ihn durch die Nutzung von Sand und Wasser weiter abschmirgeln konnte, so dass er flacher und runder würde. Danach gab er ihr einen spitzen kleinen Flintstein und zeigte ihr, wie sie damit eine Vertiefung in den Kiesel bohren könnte, die sie allmählich durch ständiges Drehen zu einem Loch erweitern könnte.

Der Anfang war tatsächlich schnell gemacht – aber das Loch ist bis heute noch nicht komplett durch den Kiesel durchgebohrt. Mal sehen, ob es bis Ende unserer Reise fertig wird 🙂

Neben der Feuerstelle gab es auch noch eine Schwitzhütte, also den Vorgänger der finnischen Sauna, auf den man bei den Ausgrabungen wohl ebenfalls Hinweise gefunden hatte.

Die Schwitzhütte ist allerdings mehr ein Schwitzhügel und das Innere sehr niedrig, so dass wir trotz Ermunterung durch den Besucher-Betreuer darauf verzichteten, hineinzukriechen. Er erklärte uns, dass es seitlich eine Öffnung gebe, durch die in einem Feuer erhitzte Steine in eine Vertiefung in der Schwitzhütte hineingeworfen würden, um sie dort dann mit Wasser zu begießen und so die Hütte aufzuheizen. Dieselbe Technik kennt man auch von indigenen Völkern auf anderen Kontinenten, was als Hinweis darauf gesehen wird, dass die Erfindung der Schwitzhütte schon sehr früh in der Menschheitsgeschichte stattfand und mit der Erweiterung des Lebensraums dann auch in Europa Einzug gehalten hatte.

Im Anschluss an das Dorf gab es noch einen Lehrpfad, an dem die verschiedenen Jagdtechniken erläutert wurden, auf die man aus archäologischen Funden hatte schließen können. Es war eine wirklich umfangreiche Sammlung unterschiedlichster Fangmethoden – zum Teil wirklich schauerliche – die dokumentiert, wie erfindungsreich die Steinzeitmenschen waren, um sich Nahrung zu verschaffen.

Im Besucherzentrum fanden wir dann noch eine kleine Ausstellung, unter anderem eine Karte, auf der die verschiedenen Fundorte von steinzeitlichen Ansiedlungen in Finnland verzeichnet sind – wirklich beeindruckend wie viele das sind! Auch verschiedene archäologische Funde werden gezeigt und ein kleiner Film, der zeigt, wie das Leben eines Steinzeit-Jungen verlaufen sein könnte. Alles sehr interessant, es hat sich wirklich gelohnt, hierher zu kommen.

Jetzt aber auf zum nächsten Campingplatz, dem SFC Napapiiri in der Nähe von Tervola! Wie schon gesagt, waren wir auf einer Nebenstrecke unterwegs und die erwies sich bei der Weiterfahrt teilweise als holprig und zu unserem Ärger tauchte auch die Fehlermeldung, die in Kokkola doch eigentlich behoben worden war, wieder auf. Die nächste Mercedes-Werkstatt wäre in Rovaniemi und Tervola liegt auf dem Weg dorthin, also wollten wir über’s Wochenende dort bleiben und am Montag in Rovaniemi das Problem endgültig beseitigen lassen.

Als wir ankamen, standen schon zwei weitere Neuankömmlinge da und die Dame an der Rezeption war etwas überfordert. Nach einigem Hin und Her auf Finnisch zogen die beiden anderen „Teams“ ab und wir konnten uns anmelden.

Die Dame erklärte uns, dass am Wochenende das 50-jährige Jubiläum ihres SFC-Ortsvereins auf dem Platz gefeiert werde und es daher sehr voll werden würde. Uns war’s egal, Hauptsache wir bekommen noch einen einigermaßen akzeptablen Stellplatz. Der wurde uns von ihrem Ehemann zugewiesen und war freundlicherweise so eben, dass wir noch nicht mal unsere Auffahrkeile herausholen mussten, außerdem mit so großem Abstand zum daneben einparkenden Wohnmobil, dass wir uns über Platzmangel nicht beschweren konnten.

Die Anweisung „no markise“, die wir von der Dame an der Rezeption erhalten hatten, war zwar nicht nachvollziehbar, da es aber nicht sonderlich heiß war, hielten wir uns dran. Außerdem waren wir sehr gespannt auf die Festlichkeiten und freuten uns sogar darüber, dass wir sowas miterleben konnten.

Leider war das Wetter an den folgenden Tagen mehr als durchwachsen, wir erlebten einen ständigen Wechsel zwischen Sonnenschein und Gewitter. Hinzu kam, dass der Platz sehr einsam liegt und anders als andere Plätze, die wir bisher kennengelernt haben, so gar keine Wanderungen oder andere Möglichkeiten für Unternehmungen bot. Wir verbrachten also sehr ruhige Tage mit Lesen, Schlafen und Essen. Und die Feierlichkeiten zum 50-jährigen Jubiläum des Ortsvereins bestanden aus einer unglaublichen Reihe von Reden sowie einem sehr überschaubaren Buffet – es gab Kaffee und Wasser und dazu gegrillte Wurst und Kartoffeln. Na ja, später am Abend machten sie auch noch Musik, aber die war auch nicht so ganz unser Geschmack, so dass das Fest keinen bleibenden Eindruck bei uns hinterlassen hat.

2. Juli

Am Sonntagnachmittag hielt uns nichts mehr auf dem Campingplatz Napapiiri, eigentlich hatten wir ja bis Montag gebucht, aber wir wollten Montagmorgen in aller Frühe bei der Mercedes-Werkstatt aufschlagen und so fuhren wir kurzentschlossen schon am Abend los nach Rovaniemi, wo wir erst einmal die Lage der Werkstatt erkundeten. Nicht weit davon entfernt war ein Prisma-Markt, der am Sonntag sage und schreibe bis 23 Uhr geöffnet war – man merkt mehr und mehr den Einfluss der Mitternachtssonne! Wir gingen also in aller Ruhe Einkaufen – Prisma-Märkte sind wahre Fundgruben, nur dürfen auch die nur bis 21 Uhr Bier verkaufen, so dass wir unsere ausgewählten Bierdosen an der Kasse zurücklassen mussten. Das war uns bisher entgangen, wir hatten immer tagsüber eingekauft, aber die freundliche Kassiererin klärte uns auf, dass es eben eine gesetzliche Bestimmung sei, dass alkoholische Getränke nur bis maximal 21 Uhr verkauft werden dürften. Schade, aber wir werden es überleben.

Es fand sich dann auch noch eine Shell-Tankstelle mit einem Tankstutzen für AdBlue, an dem wir unseren allmählich leer werdenden AdBlue-Tank auffüllen konnten, die vorzeitige Abreise nach Rovaniemi hatte sich also schon in zweifacher Hinsicht gelohnt!

Wir fanden ein hübsches Plätzchen an einer Bootsanlegestelle am Fluss und richteten uns auf eine sehr ruhige Nacht ein.